Freitag, 10. Februar 2012

Das Mädchen von Linie 5

Seit ich in meiner neuen Heimat wohne, fahre ich jeden Morgen mit der Straßenbahn zur Abend, denn ich wohne gut angebunden in der Stadt, muss mich dann nicht mit dem Auto durch den Verkehr ärgern und umweltfreundlicher ist es auch. 

Und ich tue es mit wachsender Begeisterung. Denn ich habe mich verliebt! In die Straßenbahnen: 




Sind sie nicht wunderschön? Was für herrliche Kurven! Und wie hübsch sie noch glänzen. *haaach*






Auf meiner Linie verkehren sie noch, diese wunderschönen alten Bahnen aus den Sechzigern, inklusive Holzsitzen, hellgrün verzinkten Stahlblech und großen Hebeln, an denen der Straßenbahnfahrer noch richtig arbeiten muss.

 Ich liebe es, in diesen Bahnen durch die Stadt zu fahren. Vor allem jetzt, nach Feierabend, wenn es noch hell ist. Dann beobachte ich die Leute um mich rum und die Häuser und Straßen, die draußen am Fenster vorbeiziehen. Was gibt es schöneres, als die Stadt mit Musik auf den Ohren, im Sitzen aber mit umherwandernden Augen zu erkunden kann. 




In diesen alten Schönheiten zu sitzen, das ist Entschleunigung pur. Dann werde ich nostalgisch. Und melancholisch. Und doch irgendwie beschwingt. Manchmal wünsche ich mir, meine Fahrt zur Arbeit würde länger als nur 10 Minuten dauern. Wenn ich einmal richtig Zeit habe, dann fahre ich einen ganzen Tag lang kreuz und quer durch meine neue Lieblingsstadt hin und her.


2 Kommentare:

  1. Straßenbahnfahren hat schon was für sich.... Ich fahre auch gern'. Letzte Woche musste ich 3x zu einem Termin in der Nähe einer Endhaltestelle - das fand ich immer besonders nett, weil man beobachten konnten, wie die Leute ein- und ausgestiegen sind: manche sind nur 2-3 Stationen gefahren, andere haben's sich mit einem Buch gemütlich gemacht und wieder andere haben probiert ihre Kinder zu bändigen, .....

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    1. Da kommt mir jetzt irgendwie das Eisenbahn-Gleichnis von Erich Kästner in den Sinn. Eines der wenigen Gedichte, die ich in einer Deutsch-Klausur interpretieren musste und mir wirklich gefallen hat:


      Wir sitzen alle im gleichen Zug
      und reisen quer durch die Zeit.
      Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
      Wir fahren alle im gleichen Zug
      und keiner weiß, wie weit.

      Ein Nachbar schläft; ein andrer klagt;
      ein Dritter redet viel.
      Stationen werden angesagt.
      Der Zug, der durch die Jahre jagt,
      kommt niemals an sein Ziel.

      Wir packen aus, wir packen ein.
      Wir finden keinen Sinn.
      Wo werden wir wohl morgen sein.
      Der Schaffner schaut zur Tür herein
      und lächelt vor sich hin.

      Auch er weiß nicht, wohin er will.
      Er schweigt und geht hinaus.
      Da heult die Zugsirene schrill.
      Der Zug fährt langsam und hält still:
      die Toten steigen aus.

      Die erste Klasse ist fast leer.
      Ein feister Herr sitzt stolz
      im roten Plüsch und atmet schwer.
      Er ist allein und spürt das sehr
      Die Mehrheit sitzt auf Holz

      Wir reisen alle im gleichen Zug
      zur Gegenwart in spe.
      Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
      Wir sitzen alle im gleichen Zug
      und viele im falschen Coupé !

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